Preis-Leistung6.3
Aufmachung8.2
Originalität7.9
Leser Bewertung 2 Stimmen
6.8

Nachdem ich euch zuletzt das mit viel Liebe gemachte Suchspiel Hidden Folks vorgestellt hatte, führe ich die junge Mobile Game-Tipp-Rubrik weiter und möchte euch heute „The Franz Kafka Videogame“ ans Herz legen. Ein philosophisch angehauchter Autor? Was der hier verloren hat? Ganz einfach: Daedalic Entertainment hat ihm ein Puzzle-Spiel mit durchaus kafkaesken Zügen erstellt.

Dabei führt ihr den Protagonisten und Psychiologen K. durch liebevoll gestaltete und abwechslungsreiche Szenerien, die nicht nur episodenhaft eine immer surrealer werdende Geschichte erzählen, sondern auch allerlei Rätsel bereithalten, die tatsächlich auch mal abseits der schnell-assoziierten Norm liegen.

„The puzzle adventure by the award-winning Russian Denis Galanin let’s you experience a unique & absurd adventure where nothing is as it seems! Beautiful artwork and mindblowing puzzles await you…“

Die Geschichte ist interessant und originell erzählt und ist auch in Sachen Kommentar und Dialog durchaus ins Amüsante abdriftende erzählt. Die Rätsel wirken stets anders, da sie sich zwar gewohnten aber doch oftmals originell in Szene gesetzten Mechaniken bedienen. Einzig ärgerlich ist, dass vereinzelt der Rückbezug auf englische Begriffe vorkommt, was bei einer komplett ins Deutsche übersetzten App zunächst überhaupt nicht in den Sinn kommt und bei der Sprache nicht Mächtigen natürlich zu Problemen führen dürfte. Genauso gibt es das ein oder andere Rätsel, das schon enorm abstrakt gedacht ist oder schlicht einen zweiten kleinen Haken hat, der – so man ihn übersieht – ins Endlosprobieren führt. Kleiner Mini-mini-Spoiler: Ich habe zum Beispiel nach gelernten Mustern ein Ziffernschloss mal minutenlang in die Keyboard- und Telefonfolge gebracht, was NICHT erforderlich war…

Wer mal so gar nicht weiter weiß, dem helfen nach gewisser Zeit Hilfestellungen, wobei ich persönlich dazu rate, das Raten zumindest so weit wie möglich zu ziehen, ehe man Tipp #2 bemüht. Der kann nämlich gut und gerne mal ins direkte Vorsagen übergehen, so dass so gar keine eigene Denkleistung mehr vonnöten ist.

Insgesamt ist „The Franz Kafka Videogame“ jetzt keine totale Offenbarung und auch kein Must-Play-Titel, aber wer mal Lust auf ein Rätselspiel hat, das nicht nur plump inszenierte und aneinander gereihte 08/15-Logik-Spielereien erfahren möchte, der ist hier genau richtig. Das Spiel verprüht eine ganz eigene Atmosphäre, weiß zu unterhalten und man fühlt sich schon ein bisschen erhabener, wenn man die Geschichte durchgespielt hat.

„The Franz Kafka Videogame“ gibt es zwar auch auf Steam zu kaufen, statt dort die veranschlagten 9,99 Euro zu zahlen, würde ich euch aber empfehlen, die iOS-Version für wesentlich fairere 3,49 Euro zu erwerben. Auch das ist für weniger als zwei Stunden Knobelspaß sicherlich diskutabel, aber das einzigartige Erlebnis in Verbindung mit den schön gefertigten Visuals sind es meiner Meinung nach durchaus wert. Dass das total subjektiv ist und anscheinend nicht Jedermanns Erwartungen erfüllt, zeigen die gerade bei Apple doch recht durchwachsenen Bewertungen. Aber da ist man halt eher lockerleichte Spielekost für 79 Cent gewohnt – das ist TFKV halt nicht. Und das ist gut so.